Stefan Rindlisbacher: Vom "Lebensschutz" zur "Kehre". (Erfundene) Kontinuitäten rechtsextremer Umweltschutzbestrebungen (1960-2020)
7. Dezember 2023, 11:30 bis 13:00 Uhr
Universität Wien, Institut für Zeitgeschichte, Seminarraum 1
La « Nouvelle Droite » écologique au XXIe siècle : post-croissance, biorégionalisme et « réforme de la vie », in: Allemagne d'aujourd'hui, Nr. 245,
2023, S. 117-128. - auf Französisch -
Seit 2008 versuchen die selbsternannten « Neuen Rechten » rund um den Publizisten Götz Kubitschek die Natur- und Umweltschutzthematik für die extreme Rechte nutzbar zu machen. Dieser Artikel analysiert, wie dazu die neurechte Strategie einer sukzessiven Diskursverschiebung angewandt wird, um den Schutz der Natur und Umwelt zu einem konservativen Anliegen umzudeuten, die Legitimität linker Parteien und Bewegungen als Trägerinnen ökologischer Politik infrage zu stellen und stattdessen die « Neue Rechte » als ökologische Bewegung des 21. Jahrhunderts zu positionieren. Die « Neuen Rechten » zielen darauf ab, die Klimaschutzstrategien der Linken als technisierte, von der Natur entfremdete Maßnahmen zu diffamieren, während die eigenen Vorstöße als « ganzheitlicher », den Menschen, seine Umwelt und die Kultur umfassender Ansatz präsentiert wird. Auf die historischen Bestände rechter Ökolog:innen zurückgreifend, stellen sie die Regulierung der Bevölkerung, der einzelnen Menschen und deren Körper in den Fokus ihrer Bestrebungen. Der Artikel zeigt einerseits auf, wie die « Neuen Rechten » die kapitalismus- und konsumkritischen Ansätze der Postwachstumsbewegung und des Bioregionalismus adaptieren, um das Bevölkerungswachstum und die globale Migration als Umweltprobleme darzustellen und eine kulturell homogene Gesellschaft einzufordern. Andererseits wird gezeigt, wie sie die Gesundheits- und Körperpraktiken der Lebensreformbewegung wie Biolandbau, Ernährungsreform und Vegetarismus zur konkreten Umsetzung einer konsumreduzierten, natürlicheren Lebensweise propagieren.
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Die extreme Rechte in Deutschland und Österreich und ihr Verhältnis zu Europa, den USA und zur Sowjetunion/Russland (1945 bis heute)
Jahrestagung des Zeithistorischen Arbeitskreises Extreme Rechte (ZAER)
16. und 17. Juni 2023, Paris-Lodron-Universität Salzburg
Der Workshop untersucht das Verhältnis der extremen Rechten in Deutschland und Österreich zu Europa, den USA und der Sowjetunion/Russland von 1945 bis zur Gegenwart. Die Verbindungen der extremen
Rechten zu diesen drei Regionen und Chiffren sind als „Dreieck“ zu verstehen, die miteinander in Beziehung stehen und die der Workshop in Bezug aufeinander betrachtet und analysiert.
Es geht um Positionierungen der extremen Rechten in Bezug auf diese drei geographischen und ideellen Bezugspunkte, die sowohl positiv als auch negativ, zuordnend und abgrenzend sein können. Damit
sind auch Phänomene wie Antiamerikanismus (oft verknüpft mit Antisemitismus), Antikommunismus und Europafeindlichkeit in der extremen Rechten angesprochen. Analysiert werden dabei rechte
Akteur*innen, Parteien, Gruppierungen und rechte Medien sowie Zäsuren und mögliche Positionswechsel im jeweiligen zeithistorischen Kontext. Neben aktuellen Bestandsaufnahmen geht es um das
Fortwirken von historischen Traditionen und Ideologien, sowie um mögliche Brüche, Gleichzeitigkeiten und damit einhergehende Widersprüchlichkeiten.
09:00–11:00: Panel 4: Antiamerikanismus, antiimperialistische Rhetorik und Russlandbegeisterung in der extremen Rechten
Moderation: Margit Reiter (Salzburg)
Marius Huber (Berlin): Rechter „Antiimperialismus“. Deutscher Befreiungsnationalismus in den 1980er Jahren
Martin Deuerlein (Tübingen): „Indianische Ratschläge zur Entkolonisierung“ – Die „neue Rechte“ und Nordamerikas Indigene
Stefan Rindlisbacher (Wien): „Rußland ist ganz anders!“: Die Lebensschutzbewegung zwischen Umweltschutz, Antiamerikanismus und Russlandbegeisterung
Hier geht es zum gesamten Programm...
Auf infoclio.ch ist ein Bericht von Yella Nicklaus (Universität Luzern) zum Panel "Naturvorstellungen in 'alternativen' Bewegungen und Milieus" an den 6. Schweizerischen Geschichtstagen erschienen.
Hier geht es zum Panelbericht.