Worpswede

Nördlich von Bremen liegt das Teufelsmoor. Die Gegend war vor der Besiedlung im 18. Jahrhundert kein besonders einladender Ort. Die feuchte, undurchdringliche und wenig fruchtbare Landschaft blieb bis ins 20. Jahrhundert nur dünn besiedelt. Für die Bewohner war das Leben im Teufelsmoor ein alltäglicher Kampf gegen die unwirklichen Bedingungen, für Aussenstehende erschien die Moorlandschaft als Refugium einer urwüchsigen Natur. Auf der Suche nach einem geeigneten Ort für Freilichtmalereien liessen sich die Maler Otto Modersohn (1865-1943), Fritz Mackensen (1866-1953) und Hans am Ende (1864-1918) in Worpswede - inmitten dieser Naturlandschaft - nieder. Die 1889 gegründete Künstlerkolonie wurde zu einem wichtigen Knotenpunkt des deutschen Jugendstils, später auch des Impressionismus und Expressionismus. Zu den bekanntesten Bewohnern der Kolonie gehörte der 1894 zugezogene Bremer Künstler Heinrich Vogeler (1872-1942). Sein Wohn- und Arbeitshaus – der sogenannte Barkenhoff – entwickelte sich um 1900 zum Anziehungspunkt für Kunstschaffende. Bekannte Besucher waren unter anderem Rainer Maria Rilke und seine Frau Clara Rilke-Westhoff. Nach dem Ersten Weltkrieg machte Vogeler aus dem Barkenhoff eine selbstversorgende Siedlungskommune mit Arbeitsschule. Mit einem reformpädagogisch und lebensreformerisch inspirierten Erziehungsprogramm versuchte er einen „neuen Menschen“ zu erschaffen, der den Grundstein für eine egalitäre, herrschaftsfreie Gesellschaft bilden sollte. Nach inneren Zerwürfnissen über ideologische Fragen und finanziellen Schwierigkeiten in Folge der Hyperinflation der Nachkriegszeit wurde die Kommune nach wenigen Jahren wieder aufgelöst. Bis 1932 führte die kommunistische Roten Hilfe im Barkenhoff ein Erholungsheim für Kinder. Die Nationalsozialisten erklärten dann viele Bilder der Worpsweder Künstler und Künstlerinnen für "entartet". Vogeler wanderte schon Anfang der 1930er Jahre in die Sowjetunion aus, andere Bewohner der Siedlung sympathisierten hingegen mit dem völkischen Kunstverständnis und liessen sich in das NS-System einspannen. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging die Künstlerkolonie beinahe vergessen. Erst in den 1980er Jahren kaufte die Gemeinde Worpswede den Barkenhoff und wandelte ihn in ein Museum um. In den darauffolgenden Jahren wurden auch viele weitere Gebäude der Kolonie saniert und öffentlich zugänglich gemacht. Heute präsentiert sich Worpswede als „Künstlerdorf“ mit mehreren Museen und vielen kleinen Galerien. Auch Künstler und Künstlerinnen leben und arbeiten wieder im geschichtsträchtigen Dorf im Teufelsmoor.

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